Freitag, 31. August 2012

Tartu - die ersten Wochen

So Freunde, ich grüße euch alle ganz herzlich!
Ich habe jetzt endlich wieder einen Nachmittag Zeit, um über meine ersten Wochen in Tartu zu berichten. Es ist sehr viel passiert, weswegen dies wahrscheinlich ein längerer Eintrag wird - viel Spaß beim Lesen. :-)
Als ich vor genau zwei Wochen in Tartu angekommen bin, habe ich mich natürlich einige Dinge gefragt: Wie wird mir wohl die Stadt gefallen? Werde ich nette Leute kennenlernen? Aber auch so profane Dinge wie "wo werde ich eigentlich wohnen?".
Zunächst bin ich in Tartu am Busbahnhof angekommen, der sich direkt im Stadtzentrum befindet und habe somit hautnah erfahren können, dass in Tartu Zivilisation exisiert, da sich dort direkt zwei große Einkaufszentren befinden. Von dort machte ich mich zu meinen Couchsurfing-Host Eric auf, einem Australier-Inder-Malayen, der mit einer Estin verheiratet ist und in Tartu arbeitet. Der hat mich dann schnell zu sich nach Hause gebracht und musste dann wieder zur Arbeit. Diese Zeit nutzte ich, um einen ersten Eindruck von der Stadt zu bekommen. Ich hatte das Glück, dass es ein wunderschöner Tag war und ich somit gemütlich durch die Stadt schlendern konnte. Mein erster Eindruck war wirklich sehr, sehr gut. Es handelt sich bei Tartu um eine grüne, gemütlich Stadt mit ca. 100.000 Einwohnern, die als zweitgrößte Stadt Estlands und langjährige Universitätsstadt auch historisch einiges zu bieten hat. Auf meinem Rundgang konnte ich dann schon einen Blick auf den botanischen Garten, den Domhügel, die Alstadt, die Universität und so weiter werfen. Abends war ich dann noch mit Eric und seinen Arbeitskollegen unterwegs, was insofern super war, als dass ich sofort Leute um mich hatte, mit denen ich mich gut verstanden habe. Auch den nächsten Tag durfte ich dann noch mit Eric verbringen, der mir und einer Norwegerin, die ebenfalls neu in der Stadt war, noch mehr von Tartu zeigte. Es war wirklich super, dass ich so schon durch einen Einheimischen einen besseren Einblick in die Stadt erhalten konnte und nicht auf eigene Faust erst nach allem suchen musste. Falls Du das liest, danke Eric!
Da ich erst am kommenden Dienstag in das Wohnheim einziehen konnte, brauchte ich noch eine Bleibe für zwei weitere Tage, weswegen ich Greg Jones, dem Pastor der einzigen internationalen Gemeinde in Tartu, eine Email schrieb, ob mich irgendjemand zwei Nächte lang aufnehmen könne.Der antwortete mir innerhalb einer Stunde und so durfte ich bei einem amerikanischen Missionarsehepaar bleiben. Mit denen verstand ich mich super und hatte außerdem das Glück, dass mit Kevin ein weiterer Amerikaner in meinem Alter bei den Fishers wohnte, der ein Praktikum bei einer örtlichen Gemeinde absolvierte. Mittags ging es dann zum ersten Mal zur Gemeinde mit dem Namen "Tartu International Fellowship". Das war eine wirklich beeindruckende Erfahrung, da es sich bei dieser Gemeinde um eine sehr junge handelt, die erst vor knapp zwei Jahren gegründet wurde. Dadurch waren vielleicht  circa 15 Erwachsene und 5 Kinder da - und das in einem Raum, der von der Größe her vielleicht um die 30-40 m² groß ist. Dort wurde dann sogar Lobpreis mit youtube-Videos gemacht, da die eigentlich Musiker noch im Urlaub weilten. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen habe ich doch gespürt, dass der Umgang miteinander sehr familiär war. Ich kannte so nach dem Gottesdienst alle Anwesenden mit Namen. Alles in allem stelle ich mir so die Anfangszeiten von der FBG oder HDH vor, was für mich sehr bereichernde Eindrücke waren. Abends habe ich dann noch mit Kevin und einigen Esten aus einer anderen Gemeinde zusammen Tischtennis gezockt und danach einen Ausflug in eine estnische Sauna (super Erfahrung!) gemacht. Da ich auch die Tage danach oft mit Kevin und den Esten etwas unternahm, lernte ich so auch einige Esten kennen, was mich persönlich besonders erfreute.
Am Dienstag zog ich schließlich ins Wohnheim in Raatuse 22 ein, dem Wohnheim, in dem alle internationalen Studenten unterkommen. Dort war ich aufgrund meiner frühen Ankunft praktisch alleine und konnte so die nächsten drei Tage damit verbringen, mich weiter in Tartu rumzutreiben und ein paar Tage einfach faul zu sein. Das Wohnheim ist wirklich schön und sehr sauber und ich wohne in einem Appartement, das aus drei Zweibett-Zimmern sowie einer Küche, einem Badezimmer und einer Toilette besteht. Zudem ist der Preis von ca. 100 € inklusive allen Nebenkosten natürlich unschlagbar. Das einzige, was wirklich aufregt, ist dass wir hier im Wohnheim in einem Land, in dem Internet Grundrecht ist, für selbiges zahlen müssen und es einfach immer komplett überlastet ist, weshalb ich zum Beispiel zum Skypen manchmal auf den Rathausplatz zum kostenlosen Wlan laufen muss.. der ist aber nur ca. 7 Minuten Fußmarsch entfernt.. ihr seht also, es liegt sehr zentral und da kann ich das dann auch irgendwie verschmerzen.
Mit der Zeit sind dann auch ganz viele Leute eingezogen und mein Appartment hat sich auch gut gefüllt. Jetzt sind alle komplett - insgesamt sind wir zwei Mannheimer (ein PoWi, Daniel, und ich), ein Ami (Stephen), zwei Polen (Lukasz und Mateusz) und ein Franzose, der sich hier so selten blicken lässt, dass ich nicht einmal seinen Namen kenne. Dazu haben wir mit Johannes (auch Mannheimer und einfriger Blog-Leser, deswegen: Hi! ;-)) praktisch noch einen Mitbewohner hier, da er sein Zimmer mit einem Russen teilt, der nur russisch spricht und Computer zockt. :-D Daher chillen wir tagsüber eigentlich meistens zu fünft hier im Apartment oder draußen (Daniel, Johannes, Stephen, Luke und ich). Abends müsst ihr euch das Wohnheim dann praktisch wie eine riesige WG-Party vorstellen. Ich trete auf den Flur, wo dann schon mindestens 20-30 Leute stehen und chillen.. da gesellen wir uns dann dazu oder gehen in andere Zimmer oder was auch immer. Meistens brechen dann alle gegen 22 oder 23 Uhr auf und gehen in einen Club oder in eine Bar - das heißt, es ist immer was los, aber es ist auch (zumindest bei mir) nachts eigentlich sehr leise und es ist auch möglich, zu Hause zu bleiben, wenn die Feierkondition nicht so hoch ist. ;-) Der Haufen hier im Wohnheim ist prinzipiell ein guter Mix, wobei doch der Großteil der Leute aus Europa kommt und vor allem der Deutschenanteil überraschend groß ist. So sind gefühlt 20 % der Leute, die ich so getroffen habe, deutsch.. macht aber nichts, denn wenn die Leute cool sind, ist mir auch egal, wo sie herkommen. :-)
Diese Woche waren dann die Orientierungsveranstaltungen und Normalität kehrt langsam ein - daher bin ich sehr gespannt auf die nächsten Wochen und vor allem auf die Entwicklung des Soziallebens hier und ob das die Leute wirklich weiter so durchhalten wie bisher. ;-)
Bilder sind irgendwie nur sehr spärlich vorhanden, aber ich bin ja noch ein paar Monate hier, daher kommen  sicher ein paar mehr zusammen. :-)
Tartu Fußgängerzone

Dorm 1

Dorm 2

Flußufer im Stadtzentrum

Stadtzentrum

Raatuse 22

Botanischer Garten

Tartu Ülikool..

.. oder Latein für die Oldschool-Liebhaber. ;-)

Engelsbrücke auf dem Domberg

Rathausplatz

Brunnen der küssenden Studenten, die haben bei einem Wettbwerb für das Brunnendesign dieses Foto eingereicht und haben gewonnen. :-)

Freizeitraum in Erics Arbeit inklusive Tischkicker, Tischtennisplatte, Billardtisch, Wii, PS3 und Massagesessel
Die Crew: Johannes, Luke, Daniel, Stephen - kleine Nerd-Party


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen