Sonntag, 19. August 2012

Saaremaa


Nachdem wir in Riga wieder Kultur pur erleben durften, war es uns nach einem Stückchen Natur abseits des Großstadtrummels. So fuhren wir von Riga frühmorgens in Richtung Pärnu, der estnischen Sommerhauptstadt, um von dort weiter nach Kuressaare auf Saaremaa zu fahren. Da Pärnu laut diversen Quellen auch einen Besuch wert sein sollte, beschlossen wir, uns unseren Aufenthalt dort mit einem kleinen Strandgang zu versüßen. Wir kamen also dort an und machten uns zuerst einmal auf die Suche nach etwas zu essen. Das wurde dann unfreiwillig zu einem kompletten Stadtspaziergang, der uns dann am Ende zu einem Einkaufszentrum direkt hinterm Busbahnhof (bloß nicht in der Richtung, in die wir gelaufen sind) brachte. Als unser Hunger gestillt war, gingen wir an den im Grunde menschenleeren Strand, was und doch ein wenig verwunderte, da im ganzen Ort kein einziges Hostel- oder Hotelzimmer frei war. Trotzdem war Pärnu ein recht ansehnliches, kleines Städtchen mit einem schönen Strand, an dem wir einen erholsamen und schönen Zwischenstopp einlegten.
Nachmittags ging es dann weiter mit dem Bus und mit der Fähre nach Kuressaare, der Hauptstadt von Saaremaa. Dort angekommen stapften wir zuerst voll bepackt in Richtung B&B. Da die Couchsurfing-Aktivitäten dort ein wenig begrenzt waren, entschlossen wir uns dazu, uns auf der Insel ein bisschen etwas zu gönnen. Die Reisestrapazen waren auch schnell vergessen, als wir unser Domizil erreichten. Wir wurden direkt von einem niedlichen, estnischen Opa begrüßt, der uns voller Eifer unser Zimmer (inklusive Satelliten-TV aka. ARD/ZDF aka. Deutsches Olympia ;-)) zeigte. Da fühlten wir uns sofort pudelwohl.
Am nächsten Tag hieß es dann die Insel erkunden. Nach einem herrlichen Frühstück machten wir uns auf den Weg, eine kleine Wanderung in ein Fischerforf names Nasva zu unternehmen. Es war wirklich schön, auf diese Weise die Insel kennenzulernen, die an den Küsten zumeist aus Schilfgewächsen und generell wie ganz Estland zum Großteil von Wald bewachsen war. Leider bogen wir an einer Stelle falsch ab, da wir lieber durch den Wald als an der Straße entlang laufen wollten. Das machte aber nichts, da es genauso ein Spaß war, uns durch Pfützen und über Stock und Stein nach Nasva durchzuschlagen. Das haben wir dann im Endeffekt leider nicht geschafft, da der Weg an einer Schafweide endete, aber über die haben wir uns natürlich in Gedenken an V. v. M. sehr gefreut. ;-)
Am nächsten Morgen machten wir uns erneut nach einem ausgiebigen Pfannkuchen-Frühstück auf den Weg in ein anderes Hostel, das zentraler und weniger am Stadtrand lag. Dort war es auch schön, aber nicht annähernd so gemütlich wie im B&B. Dort angekommen konnten wir uns endlich dem widmen, was Martha sich schon seit Wochen wünschte: Ein ordentlicher Haarschnitt für mich. Also gingen wir zusammen zum Friseur. Als die Dame lediglich die Frage „how short?“ stellte, hätte ich vielleicht schon aufhorchen müssen, zeigte ihr dann aber ein Bild aus einem Frisurenbuch. Sie ging dann also forsch ans Werk – langer Rede, kurzer Sinn – ich bekam einen Kahlschlag. :D Auf jeden Fall waren die Haare dann so kurz wie seit sicher 15 Jahren nicht mehr, was meinen Vater dazu veranlasste, mich liebevoll als GI zu bezeichnen. Nach diesem Schock gingen wir dann noch die alte Burg von Kuressaare anschauen und an den Strand von Kuressaare, wo wir gemütlich auf einer Wiese am Meer chillten.
An unserem letzten Tag in Kuressaare planten wir, uns an den schönsten Strand der Insel zu begeben. Dieser hielt dann auch wirklich, was er versprach. Auch hier dachten wir, dass er eigentlich recht voll hätte sein müssen – aber auch er war komplett leer, weshalb wir die dünenartige Landschaft mit einzigartigem Ausblick praktisch auch privat genießen konnten.
Am nächsten Morgen wollten wir eigentlich nur packen, um uns auf den Weg nach Tallinn zu begeben. Leider ging es Martha sehr schlecht, weshalb ich zur Touristeninformation ging, um die Adresse eines Arztes zu erfragen. Da es aber in Kuressaare nur Hausärzte gibt, die zu ihren Patienten nach Hause kommen, mussten wir ins Krankenhaus in die Notaufnahme, die den schönen estnischen Namen „Traumapunkt“ hatte. Dort war dann allerdings alles sehr gut geregelt und die Ärztin diagnostizierte eine Mandelentzündung, weshalb wir uns dann vor unserer Weiterfahrt noch mit lecker Pillen eindeckten, um schließlich aufgrund von 10-minütiger Verspätung, die sich dadurch beim Auschecken aus dem Hostel ergeben hat, praktisch aus selbigem rausgeworfen zu werden.. das war echt ein Hammer. Aber das konnte unseren Eindruck von Saaremaa auch nicht schmälern. Die Insel ist wirklich ein Kleinod mitten in der Ostsee, an der Natur noch unberührt und nicht von Touristenmassen infiltriert erlebt werden kann – auf jeden Fall worth the trip! 

Holzskulptur im Wald





GI Thosten ;-)


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