Nachdem wir in Riga wieder Kultur pur erleben durften, war
es uns nach einem Stückchen Natur abseits des Großstadtrummels. So fuhren wir
von Riga frühmorgens in Richtung Pärnu, der estnischen Sommerhauptstadt, um von
dort weiter nach Kuressaare auf Saaremaa zu fahren. Da Pärnu laut diversen
Quellen auch einen Besuch wert sein sollte, beschlossen wir, uns unseren
Aufenthalt dort mit einem kleinen Strandgang zu versüßen. Wir kamen also dort
an und machten uns zuerst einmal auf die Suche nach etwas zu essen. Das wurde
dann unfreiwillig zu einem kompletten Stadtspaziergang, der uns dann am Ende zu
einem Einkaufszentrum direkt hinterm Busbahnhof (bloß nicht in der Richtung, in
die wir gelaufen sind) brachte. Als unser Hunger gestillt war, gingen wir an
den im Grunde menschenleeren Strand, was und doch ein wenig verwunderte, da im
ganzen Ort kein einziges Hostel- oder Hotelzimmer frei war. Trotzdem war Pärnu
ein recht ansehnliches, kleines Städtchen mit einem schönen Strand, an dem wir
einen erholsamen und schönen Zwischenstopp einlegten.
Nachmittags ging es dann weiter mit dem Bus und mit der
Fähre nach Kuressaare, der Hauptstadt von Saaremaa. Dort angekommen stapften
wir zuerst voll bepackt in Richtung B&B. Da die Couchsurfing-Aktivitäten
dort ein wenig begrenzt waren, entschlossen wir uns dazu, uns auf der Insel ein
bisschen etwas zu gönnen. Die Reisestrapazen waren auch schnell vergessen, als
wir unser Domizil erreichten. Wir wurden direkt von einem niedlichen,
estnischen Opa begrüßt, der uns voller Eifer unser Zimmer (inklusive
Satelliten-TV aka. ARD/ZDF aka. Deutsches Olympia ;-)) zeigte. Da fühlten wir
uns sofort pudelwohl.
Am nächsten Tag hieß es dann die Insel erkunden. Nach einem
herrlichen Frühstück machten wir uns auf den Weg, eine kleine Wanderung in ein
Fischerforf names Nasva zu unternehmen. Es war wirklich schön, auf diese Weise
die Insel kennenzulernen, die an den Küsten zumeist aus Schilfgewächsen und
generell wie ganz Estland zum Großteil von Wald bewachsen war. Leider bogen wir
an einer Stelle falsch ab, da wir lieber durch den Wald als an der Straße entlang
laufen wollten. Das machte aber nichts, da es genauso ein Spaß war, uns durch
Pfützen und über Stock und Stein nach Nasva durchzuschlagen. Das haben wir dann
im Endeffekt leider nicht geschafft, da der Weg an einer Schafweide endete,
aber über die haben wir uns natürlich in Gedenken an V. v. M. sehr gefreut. ;-)
Am nächsten Morgen machten wir uns erneut nach einem
ausgiebigen Pfannkuchen-Frühstück auf den Weg in ein anderes Hostel, das
zentraler und weniger am Stadtrand lag. Dort war es auch schön, aber nicht
annähernd so gemütlich wie im B&B. Dort angekommen konnten wir uns endlich
dem widmen, was Martha sich schon seit Wochen wünschte: Ein ordentlicher
Haarschnitt für mich. Also gingen wir zusammen zum Friseur. Als die Dame
lediglich die Frage „how short?“ stellte, hätte ich vielleicht schon aufhorchen
müssen, zeigte ihr dann aber ein Bild aus einem Frisurenbuch. Sie ging dann
also forsch ans Werk – langer Rede, kurzer Sinn – ich bekam einen Kahlschlag.
:D Auf jeden Fall waren die Haare dann so kurz wie seit sicher 15 Jahren nicht
mehr, was meinen Vater dazu veranlasste, mich liebevoll als GI zu bezeichnen.
Nach diesem Schock gingen wir dann noch die alte Burg von Kuressaare anschauen
und an den Strand von Kuressaare, wo wir gemütlich auf einer Wiese am Meer
chillten.
An unserem letzten Tag in Kuressaare planten wir, uns an den
schönsten Strand der Insel zu begeben. Dieser hielt dann auch wirklich, was er
versprach. Auch hier dachten wir, dass er eigentlich recht voll hätte sein müssen
– aber auch er war komplett leer, weshalb wir die dünenartige Landschaft mit
einzigartigem Ausblick praktisch auch privat genießen konnten.
Am nächsten Morgen wollten wir eigentlich nur packen, um uns
auf den Weg nach Tallinn zu begeben. Leider ging es Martha sehr schlecht,
weshalb ich zur Touristeninformation ging, um die Adresse eines Arztes zu
erfragen. Da es aber in Kuressaare nur Hausärzte gibt, die zu ihren Patienten
nach Hause kommen, mussten wir ins Krankenhaus in die Notaufnahme, die den schönen
estnischen Namen „Traumapunkt“ hatte. Dort war dann allerdings alles sehr gut
geregelt und die Ärztin diagnostizierte eine Mandelentzündung, weshalb wir uns
dann vor unserer Weiterfahrt noch mit lecker Pillen eindeckten, um schließlich
aufgrund von 10-minütiger Verspätung, die sich dadurch beim Auschecken aus dem
Hostel ergeben hat, praktisch aus selbigem rausgeworfen zu werden.. das war
echt ein Hammer. Aber das konnte unseren Eindruck von Saaremaa auch nicht
schmälern. Die Insel ist wirklich ein Kleinod mitten in der Ostsee, an der
Natur noch unberührt und nicht von Touristenmassen infiltriert erlebt werden
kann – auf jeden Fall worth the trip!
GI Thosten ;-) |
"Wir müssen uns nach Nasva durchschlagen." Beschde :)
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