Freitag, 31. August 2012

Tartu - die ersten Wochen

So Freunde, ich grüße euch alle ganz herzlich!
Ich habe jetzt endlich wieder einen Nachmittag Zeit, um über meine ersten Wochen in Tartu zu berichten. Es ist sehr viel passiert, weswegen dies wahrscheinlich ein längerer Eintrag wird - viel Spaß beim Lesen. :-)
Als ich vor genau zwei Wochen in Tartu angekommen bin, habe ich mich natürlich einige Dinge gefragt: Wie wird mir wohl die Stadt gefallen? Werde ich nette Leute kennenlernen? Aber auch so profane Dinge wie "wo werde ich eigentlich wohnen?".
Zunächst bin ich in Tartu am Busbahnhof angekommen, der sich direkt im Stadtzentrum befindet und habe somit hautnah erfahren können, dass in Tartu Zivilisation exisiert, da sich dort direkt zwei große Einkaufszentren befinden. Von dort machte ich mich zu meinen Couchsurfing-Host Eric auf, einem Australier-Inder-Malayen, der mit einer Estin verheiratet ist und in Tartu arbeitet. Der hat mich dann schnell zu sich nach Hause gebracht und musste dann wieder zur Arbeit. Diese Zeit nutzte ich, um einen ersten Eindruck von der Stadt zu bekommen. Ich hatte das Glück, dass es ein wunderschöner Tag war und ich somit gemütlich durch die Stadt schlendern konnte. Mein erster Eindruck war wirklich sehr, sehr gut. Es handelt sich bei Tartu um eine grüne, gemütlich Stadt mit ca. 100.000 Einwohnern, die als zweitgrößte Stadt Estlands und langjährige Universitätsstadt auch historisch einiges zu bieten hat. Auf meinem Rundgang konnte ich dann schon einen Blick auf den botanischen Garten, den Domhügel, die Alstadt, die Universität und so weiter werfen. Abends war ich dann noch mit Eric und seinen Arbeitskollegen unterwegs, was insofern super war, als dass ich sofort Leute um mich hatte, mit denen ich mich gut verstanden habe. Auch den nächsten Tag durfte ich dann noch mit Eric verbringen, der mir und einer Norwegerin, die ebenfalls neu in der Stadt war, noch mehr von Tartu zeigte. Es war wirklich super, dass ich so schon durch einen Einheimischen einen besseren Einblick in die Stadt erhalten konnte und nicht auf eigene Faust erst nach allem suchen musste. Falls Du das liest, danke Eric!
Da ich erst am kommenden Dienstag in das Wohnheim einziehen konnte, brauchte ich noch eine Bleibe für zwei weitere Tage, weswegen ich Greg Jones, dem Pastor der einzigen internationalen Gemeinde in Tartu, eine Email schrieb, ob mich irgendjemand zwei Nächte lang aufnehmen könne.Der antwortete mir innerhalb einer Stunde und so durfte ich bei einem amerikanischen Missionarsehepaar bleiben. Mit denen verstand ich mich super und hatte außerdem das Glück, dass mit Kevin ein weiterer Amerikaner in meinem Alter bei den Fishers wohnte, der ein Praktikum bei einer örtlichen Gemeinde absolvierte. Mittags ging es dann zum ersten Mal zur Gemeinde mit dem Namen "Tartu International Fellowship". Das war eine wirklich beeindruckende Erfahrung, da es sich bei dieser Gemeinde um eine sehr junge handelt, die erst vor knapp zwei Jahren gegründet wurde. Dadurch waren vielleicht  circa 15 Erwachsene und 5 Kinder da - und das in einem Raum, der von der Größe her vielleicht um die 30-40 m² groß ist. Dort wurde dann sogar Lobpreis mit youtube-Videos gemacht, da die eigentlich Musiker noch im Urlaub weilten. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen habe ich doch gespürt, dass der Umgang miteinander sehr familiär war. Ich kannte so nach dem Gottesdienst alle Anwesenden mit Namen. Alles in allem stelle ich mir so die Anfangszeiten von der FBG oder HDH vor, was für mich sehr bereichernde Eindrücke waren. Abends habe ich dann noch mit Kevin und einigen Esten aus einer anderen Gemeinde zusammen Tischtennis gezockt und danach einen Ausflug in eine estnische Sauna (super Erfahrung!) gemacht. Da ich auch die Tage danach oft mit Kevin und den Esten etwas unternahm, lernte ich so auch einige Esten kennen, was mich persönlich besonders erfreute.
Am Dienstag zog ich schließlich ins Wohnheim in Raatuse 22 ein, dem Wohnheim, in dem alle internationalen Studenten unterkommen. Dort war ich aufgrund meiner frühen Ankunft praktisch alleine und konnte so die nächsten drei Tage damit verbringen, mich weiter in Tartu rumzutreiben und ein paar Tage einfach faul zu sein. Das Wohnheim ist wirklich schön und sehr sauber und ich wohne in einem Appartement, das aus drei Zweibett-Zimmern sowie einer Küche, einem Badezimmer und einer Toilette besteht. Zudem ist der Preis von ca. 100 € inklusive allen Nebenkosten natürlich unschlagbar. Das einzige, was wirklich aufregt, ist dass wir hier im Wohnheim in einem Land, in dem Internet Grundrecht ist, für selbiges zahlen müssen und es einfach immer komplett überlastet ist, weshalb ich zum Beispiel zum Skypen manchmal auf den Rathausplatz zum kostenlosen Wlan laufen muss.. der ist aber nur ca. 7 Minuten Fußmarsch entfernt.. ihr seht also, es liegt sehr zentral und da kann ich das dann auch irgendwie verschmerzen.
Mit der Zeit sind dann auch ganz viele Leute eingezogen und mein Appartment hat sich auch gut gefüllt. Jetzt sind alle komplett - insgesamt sind wir zwei Mannheimer (ein PoWi, Daniel, und ich), ein Ami (Stephen), zwei Polen (Lukasz und Mateusz) und ein Franzose, der sich hier so selten blicken lässt, dass ich nicht einmal seinen Namen kenne. Dazu haben wir mit Johannes (auch Mannheimer und einfriger Blog-Leser, deswegen: Hi! ;-)) praktisch noch einen Mitbewohner hier, da er sein Zimmer mit einem Russen teilt, der nur russisch spricht und Computer zockt. :-D Daher chillen wir tagsüber eigentlich meistens zu fünft hier im Apartment oder draußen (Daniel, Johannes, Stephen, Luke und ich). Abends müsst ihr euch das Wohnheim dann praktisch wie eine riesige WG-Party vorstellen. Ich trete auf den Flur, wo dann schon mindestens 20-30 Leute stehen und chillen.. da gesellen wir uns dann dazu oder gehen in andere Zimmer oder was auch immer. Meistens brechen dann alle gegen 22 oder 23 Uhr auf und gehen in einen Club oder in eine Bar - das heißt, es ist immer was los, aber es ist auch (zumindest bei mir) nachts eigentlich sehr leise und es ist auch möglich, zu Hause zu bleiben, wenn die Feierkondition nicht so hoch ist. ;-) Der Haufen hier im Wohnheim ist prinzipiell ein guter Mix, wobei doch der Großteil der Leute aus Europa kommt und vor allem der Deutschenanteil überraschend groß ist. So sind gefühlt 20 % der Leute, die ich so getroffen habe, deutsch.. macht aber nichts, denn wenn die Leute cool sind, ist mir auch egal, wo sie herkommen. :-)
Diese Woche waren dann die Orientierungsveranstaltungen und Normalität kehrt langsam ein - daher bin ich sehr gespannt auf die nächsten Wochen und vor allem auf die Entwicklung des Soziallebens hier und ob das die Leute wirklich weiter so durchhalten wie bisher. ;-)
Bilder sind irgendwie nur sehr spärlich vorhanden, aber ich bin ja noch ein paar Monate hier, daher kommen  sicher ein paar mehr zusammen. :-)
Tartu Fußgängerzone

Dorm 1

Dorm 2

Flußufer im Stadtzentrum

Stadtzentrum

Raatuse 22

Botanischer Garten

Tartu Ülikool..

.. oder Latein für die Oldschool-Liebhaber. ;-)

Engelsbrücke auf dem Domberg

Rathausplatz

Brunnen der küssenden Studenten, die haben bei einem Wettbwerb für das Brunnendesign dieses Foto eingereicht und haben gewonnen. :-)

Freizeitraum in Erics Arbeit inklusive Tischkicker, Tischtennisplatte, Billardtisch, Wii, PS3 und Massagesessel
Die Crew: Johannes, Luke, Daniel, Stephen - kleine Nerd-Party


Sonntag, 26. August 2012

Tallinn

Hallo zusammen,

ich bin sehr mit meinen Berichten im Rückstand. Das tut mir Leid, ist aber dem geschuldet, dass ich inzwischen in Tartu angekommen bin und hier so viele Dinge erlebbt habe. Ich werde allerdings heute den Bericht über Tallinn schreiben und euch morgen hautnah über Tartu berichten, was euch hoffentlich alle brennend interessiert. Soviel sei schon gesagt: Es ist super hier. :-)

Nachdem Martha und ich uns in Saaremaa so gut erholt hatten, ging es für uns weiter nach Tallinn. Dort kamen wir am späten Nachmittag an und machten uns auf die Suche nach dem Haus von unseren Couchsurfing-Hosts. Dabei verliefen wir uns zuerst einmal in Tallinn (mea culpa) und so brauchten wir insgesamt circa eine Stunde für einen Weg von 1,5 km. Dort angekommen erwartete uns aber eine unglaublich schöne Wohnung in einem Tallinner Stadtteil, der wohl der gehobenen Klasse zuzuordnen ist. :-) War also echt der luxuriöseste Ort, an dem wir wohnen durften. Das hat uns natürlich ebenso sehr gefallen wie die Gastfreundlichkeit unserer Hosts, die uns gleich bei unserer Ankunft mit Lachsnudeln versorgt haben (Fisch hatten wir bis auf Thunfisch gar nicht auf unserer Reise). Da machte es auch nichts aus, dass unserer Hosts ein wenig strange waren und praktisch überhaupt nicht unseren Humor hatten.. aber auch damit kamen wir dann gut klar. ;-)
Am nächsten Morgen machten wir uns auf, um wie schon in Vilnius an einer Free Walking Tour durch Tallinn teilzunehmen. Das war wie zuvor auch schon ein wirklich besonderes Erlebnis und ich empfehle jedem wärmstens, dieses Angebot, wenn vorhanden, in Anspruch zu nehmen. Es handelt sich hierbei um Stadttouren, die von Schülern oder Studenten veranstaltet werden, die dann im Nachhinein ein Trinkgeld nach eigenem Ermessen erhalten. Das hat zur Folge, dass die sich natürlich besonders anstrengen und wir als arme Studenten keine 10 € pro Person hinlegen mussten. Generell hat uns auch Tallinn sehr gut gefallen, allerdings war es doch um einiges touristischer als die Städte, in denen wir zuvor gewesen sind. Dennoch war die Alstadt wirklich super schön und vom Hügel, auf dem die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und der alte Stadtkern lagen, hatten wir einen großartigen Ausblick auf das (wie ganz Estland) praktisch sämtlich von Wald bewachsene Umland sowie die wunderschöne Tallinner Bucht. Da auch die Studentin, die uns geführt hat, ein bisschen strange war, keimte in uns übrigens langsam der Verdacht auf, dass alle Esten ein bisschen strange sind. ;-) Nach dieser Tour hatten wir dann natürlich Hunger und gingen in ein Restaurant, das für seine günstigen und riesigen Pfannkuchen berühmt war. Und die Beschreibung hielt, was sie versprach: Die Teile waren wirklich riesengroß und superlecker. Danach gingen wir dann noch einkaufen, um uns bei unseren Hosts zu revanchieren und sie zu bekochen, was wir dann trotz Widrigkeiten mit der Küchenausstattung (Gasofen und so...) erfolgreich tun konnten. Nach dem Essen machten wir dann noch einen schönen Spaziergang durch den Schlosspark, in dem sich die Residenz des estnischen Präsidenten befindet. Dieser war auch super gepflegt und wirklich eine Augenweide.
Am nächsten Tag - unserem letzten zusammen - spazierten wir zuerst in Richtung Hafen, wo wir die riesigen Kreuzfahrtschiffe und Fähren bewundern durften, die über Skandinavien in die ganze Welt hinaus kreuzen, das war schon ein Erlebnis, solche großen Schiffe aus nächster Nähe begutachten zu dürfen. Danach besuchten wir ein ehemaliges sowietisches Gefängnis. Das war ein ganz komisches Gefühl, weil es auf der einen Seite total gruselig war, aber auf der anderen Seite auch etwas düster-aufregendes hatte - die Bilder am Ende sprechen für sich, wie ich finde. Danach gönnten wir uns etwas Leckeres im "Strandcafé" hinter dem Gefängnis - ein ebenso surrealer Ort, an dem wir hinter den Gefängnismauen mit Blick auf Militär- und Fährhafen hinter einem Stacheldrahtzaun saßen und Kuchen aßen. Weird! Danach tingelten wir noch ein bisschen durch die Stadt, um Souvernirs zu shoppen und schließlich ein typisch estnisches Mittagessen zu uns zu nehmen - Vapiano! :-D Jaja, ich weiß, Kulturbanausen. ;-) Aber es war trotzdem genauso lecker wie in Deutschland und wir haben uns gefreut. :-) Danach sind wir noch in die angrenzende Mall, die eigentlich den Namen "Martha's Paradise" hätte haben können, weil dort Lush (ihr Lieblingsladen schlechthin) und Noa Noa (ihre Lieblingsklamottenmarke) direkt gegenüber voneinander lagen, hat nur noch ein TK Maxx zum Glück gefehlt. :-) Danach ging es dann zurück und Sachen packen. Unsere letzten gemeinsamen Stunden verbrachten wir dann in einem "Biocafé", an dem allerdings leider aber nur die Preise Bio waren. Dann fuhren wir mit dem Bus zum Flughafen (10 Minuten vom Stadtzentrum und ungewöhnlich zentral für einen Flughafen) und mussten uns leider verabschieden. :-(
Tja und dann war ich auf einmal alleine - komisches Gefühl nach 3 Wochen Zusammensein. Der restliche Aufenthalt war dann auch nicht mehr wirklich spektakulär. Ich hielt mich noch eine Nacht bei meinen Hosts auf, um dann früh am nächsten Morgen nach Tartu aufzubrechen.

Das Viertel, in dem wir wohnen durften.

Der Präsidentenpalast - männlich-lachsfarben, wie auch das Parlamentsgebäude.. irgendetwas haben die Esten mit dieser Farbe..

Tallinner Altstadt

Gefängnis: Innenhof



Gefängnis: Operationssaal

Gefängniszelle

besagtes Strandcafé

Tallinner Alstadt

Sonntag, 19. August 2012

Saaremaa


Nachdem wir in Riga wieder Kultur pur erleben durften, war es uns nach einem Stückchen Natur abseits des Großstadtrummels. So fuhren wir von Riga frühmorgens in Richtung Pärnu, der estnischen Sommerhauptstadt, um von dort weiter nach Kuressaare auf Saaremaa zu fahren. Da Pärnu laut diversen Quellen auch einen Besuch wert sein sollte, beschlossen wir, uns unseren Aufenthalt dort mit einem kleinen Strandgang zu versüßen. Wir kamen also dort an und machten uns zuerst einmal auf die Suche nach etwas zu essen. Das wurde dann unfreiwillig zu einem kompletten Stadtspaziergang, der uns dann am Ende zu einem Einkaufszentrum direkt hinterm Busbahnhof (bloß nicht in der Richtung, in die wir gelaufen sind) brachte. Als unser Hunger gestillt war, gingen wir an den im Grunde menschenleeren Strand, was und doch ein wenig verwunderte, da im ganzen Ort kein einziges Hostel- oder Hotelzimmer frei war. Trotzdem war Pärnu ein recht ansehnliches, kleines Städtchen mit einem schönen Strand, an dem wir einen erholsamen und schönen Zwischenstopp einlegten.
Nachmittags ging es dann weiter mit dem Bus und mit der Fähre nach Kuressaare, der Hauptstadt von Saaremaa. Dort angekommen stapften wir zuerst voll bepackt in Richtung B&B. Da die Couchsurfing-Aktivitäten dort ein wenig begrenzt waren, entschlossen wir uns dazu, uns auf der Insel ein bisschen etwas zu gönnen. Die Reisestrapazen waren auch schnell vergessen, als wir unser Domizil erreichten. Wir wurden direkt von einem niedlichen, estnischen Opa begrüßt, der uns voller Eifer unser Zimmer (inklusive Satelliten-TV aka. ARD/ZDF aka. Deutsches Olympia ;-)) zeigte. Da fühlten wir uns sofort pudelwohl.
Am nächsten Tag hieß es dann die Insel erkunden. Nach einem herrlichen Frühstück machten wir uns auf den Weg, eine kleine Wanderung in ein Fischerforf names Nasva zu unternehmen. Es war wirklich schön, auf diese Weise die Insel kennenzulernen, die an den Küsten zumeist aus Schilfgewächsen und generell wie ganz Estland zum Großteil von Wald bewachsen war. Leider bogen wir an einer Stelle falsch ab, da wir lieber durch den Wald als an der Straße entlang laufen wollten. Das machte aber nichts, da es genauso ein Spaß war, uns durch Pfützen und über Stock und Stein nach Nasva durchzuschlagen. Das haben wir dann im Endeffekt leider nicht geschafft, da der Weg an einer Schafweide endete, aber über die haben wir uns natürlich in Gedenken an V. v. M. sehr gefreut. ;-)
Am nächsten Morgen machten wir uns erneut nach einem ausgiebigen Pfannkuchen-Frühstück auf den Weg in ein anderes Hostel, das zentraler und weniger am Stadtrand lag. Dort war es auch schön, aber nicht annähernd so gemütlich wie im B&B. Dort angekommen konnten wir uns endlich dem widmen, was Martha sich schon seit Wochen wünschte: Ein ordentlicher Haarschnitt für mich. Also gingen wir zusammen zum Friseur. Als die Dame lediglich die Frage „how short?“ stellte, hätte ich vielleicht schon aufhorchen müssen, zeigte ihr dann aber ein Bild aus einem Frisurenbuch. Sie ging dann also forsch ans Werk – langer Rede, kurzer Sinn – ich bekam einen Kahlschlag. :D Auf jeden Fall waren die Haare dann so kurz wie seit sicher 15 Jahren nicht mehr, was meinen Vater dazu veranlasste, mich liebevoll als GI zu bezeichnen. Nach diesem Schock gingen wir dann noch die alte Burg von Kuressaare anschauen und an den Strand von Kuressaare, wo wir gemütlich auf einer Wiese am Meer chillten.
An unserem letzten Tag in Kuressaare planten wir, uns an den schönsten Strand der Insel zu begeben. Dieser hielt dann auch wirklich, was er versprach. Auch hier dachten wir, dass er eigentlich recht voll hätte sein müssen – aber auch er war komplett leer, weshalb wir die dünenartige Landschaft mit einzigartigem Ausblick praktisch auch privat genießen konnten.
Am nächsten Morgen wollten wir eigentlich nur packen, um uns auf den Weg nach Tallinn zu begeben. Leider ging es Martha sehr schlecht, weshalb ich zur Touristeninformation ging, um die Adresse eines Arztes zu erfragen. Da es aber in Kuressaare nur Hausärzte gibt, die zu ihren Patienten nach Hause kommen, mussten wir ins Krankenhaus in die Notaufnahme, die den schönen estnischen Namen „Traumapunkt“ hatte. Dort war dann allerdings alles sehr gut geregelt und die Ärztin diagnostizierte eine Mandelentzündung, weshalb wir uns dann vor unserer Weiterfahrt noch mit lecker Pillen eindeckten, um schließlich aufgrund von 10-minütiger Verspätung, die sich dadurch beim Auschecken aus dem Hostel ergeben hat, praktisch aus selbigem rausgeworfen zu werden.. das war echt ein Hammer. Aber das konnte unseren Eindruck von Saaremaa auch nicht schmälern. Die Insel ist wirklich ein Kleinod mitten in der Ostsee, an der Natur noch unberührt und nicht von Touristenmassen infiltriert erlebt werden kann – auf jeden Fall worth the trip! 

Holzskulptur im Wald





GI Thosten ;-)


Sonntag, 12. August 2012

Riga

Hallöchen meine Lieben,
nach längerer Abstinenz kommt hier das nächste Lebenszeichen aus Riga.
Die Fahrt von Klaipeda nach Riga war kurz und dennoch ein wenig beschwerlich. Sobald wir die litauisch-lettische Grenze überquert hatten, wurden die Straßen immer schlechter. Das war eine richtige Achterbahn auf vier Rädern.. ;-) Zum Glück wurde es besser, je näher wir in Richtung Riga kamen. Landschaftlich waren die beiden Länder allerdings kaum zu unterscheiden. Sowohl in Litauen als auch in Lettland besteht fast alles aus Wald und ab und zu aus kleinen Dörfern und wenigen Städten. Das ist für den Metropolregion Rhein-Neckar-gewohnten Thorsten dann schon etwas Ungewöhnliches.
In Riga angekommen machten wir uns vom Busbahnhof direkt auf zu unserer Couchsurfing-Familie. Diese waren Renate und Janis mit ihrer kleinen Tochter Patrizia. Sie waren wirklich nette Menschen, die auch gläubige Christen waren und sogar schon als Missionare in der Ukraine tätig waren - sehr ermutigend! Die beiden waren zudem Besitzer eines karitativen Second-Hand-Shops, der vor allem Martha sehr gut gefallen hat, als wir ihn am nächsten Morgen besuchen durften. Danach gönnten wir uns ein Mittagessen im Lido, wo es typisch lettische, aber auch universal bekannte Köstlichkeiten zu essen gab. Ich habe mir da dann ein Ananas-Käse-Schnitzel mit Pommes gegönnt - herrlich. Kurios war, dass Martha für Gemüse mit Kartoffeln das Doppelte bezahlt hat.. verkehrte Welt. ;-)
Danach sind wir noch durch Riga gezogen und haben uns die schöne Altstadt und die zahlreichen Jugenstilbauten angeschaut und haben uns außerdem ausgedehnt kulinarisch verköstigt und die schönen Parks genossen, die es im Zentrum von Riga en masse gibt. Die Grünflächen liegen vor allem am Stadt-Kanal, der durch Riga fließt, und laden dort zum Chillen und Verweilen ein.
Am nächsten Tag hat es uns wieder ans Meer gezogen. Deshalb sind wir mit dem Zug für ein paar Euro nach Jurmala gefahren, einem Küstenstreifen an der Rigaer Bucht. Da die Sonne sich nur ab und zu gezeigt hat, hatten wir einen wunderschönen Sandstrand praktisch für uns alleine und haben uns dort gut die Zeit vertrieben. Ich habe mich auch in die Fluten gewagt, es war zwar noch kälter als in Klaipeda, aber dennoch sehr erfrischend und entspannend. Abends haben wir dann unsere Sachen gepackt und haben die Couchsurfing-Familie gewechselt, da unsere erste noch einen weiblichen Gast aus der Schweiz erwartete. Mit unserer neuen Gastgeberin Nata haben wir uns dann im Stadtzentrum getroffen und haben gemeinsam eine Pizza (was für eine Wohltat bei unserer sonst eher einfachen Ernährung) verspeist und uns dabei sehr gut unterhalten. Besonders interessant waren ihre Erzählungen über die russiche Subkultur in Lettland. Beispielsweise können sich in Lettland 95 % der Menschen auf Russisch verständigen, aber lediglich 60 % auf Lettisch. Bei ihr zu Hause durften wir dann noch Bekanntschaft mit ihrem Mann Martin und ihren Katzen machen und versuchen auf einem 60 cm breiten Bett zu zweit zu schlafen.. trotz unserer geringen Breiten schwierig. ;-)
Unseren letzten Tag in Riga nutzten wir erneut für einen Tagesausflug uns fuhren in das zwei Stunden entfernt liegende Cēsis, das neben einer schönen Altstadt viele super gepflegte Grünanlagen und wie viele Orte im Baltikum eine große Burg des Schwertbrüderordens zu bieten hatte. Dort verbrachten wir also den ganzen Tag und fuhren am späten Nachmittag wieder zurück. Da wir noch ca. 3 Lats (ungefähr 5 Euro) übrig hatten, beschlossen wir, diese bei einem Abendessen auf den Kopf zu hauen. Netterweise gibt es sehr günstige und trotzdem gute Restaurants, von denen wir uns ein russisches aussuchten und dort massenweise Pelmeni verspeisten (Teigtaschen mit veschiedenen Füllungen).
Am nächsten Morgen hieß es dann endlich Aufbruch nach Estland! :-)

Das Unabhängigkeits-Denkmal
Jugendstil-Viertel: Hier die belgische Botschaft

Altstadt





Die Daugava - der größte Fluß, den ich je gesehen habe..
Meine schöne Verlobte, nachdem ich ihr ein französisches Croissant gekauft hatte. :)

"Die drei Brüder" - drei Häuser aus verschiedenen Epochen


Strand von Jurmala


Ordensburg von Cesis

Sonntag, 5. August 2012

Klaipeda

Endlich Extrem-Chillen :)


Marthablogging


Auf unserem Weg nach Lettland legen wir einen Stopp an Litauens schönstem Teil der Ostseeküste ein, der kurischen Nehrung.
Geologisch gesehen sehr interessant ist dieses Überbleibsel der Eiszeit, da nun eine schmale Landzunge die Ostsee und das kurische Haff von einander trennt. Um auf die Nehrung zu kommen, muss man von Klaipeda aus eine Fähre nehmen, die etwa fünf Minuten fährt. Zum Strand läuft läuft man noch ein Stückchen durch einen Pinienwand, der die große Sanddüne auf der Nehrung vor Erosion schützt.
Wir hatten einen wunderschönen Tag am Strand und hätten nicht gedacht, dass Litauen eine solch schöne Strandlandschaft besitzt. Hier möchten wir auf jeden Fall einen längeren Badeurlaub verbringen, da der Ort Nida auf der kurischen Nehrung der schönste Ort Litauens sein soll.

Sonne, Eiscreme, Meer - ein Strandtag wie aus dem Bilderbuch :)
Weicher Sand, blauer Himmel, Sonnenschein - was braucht man mehr für einen tollen Strandtag?

Improvisierte Kosaren-Kopfbedeckung :)

hach

Kleine Wanderung von der Fähre zum Strand

Trakai

Hochzeiten überall - wir fühlten uns beinahe verfolgt...
Die wohl meistfotografierte Sehenswürdigkeit Litauens - Die Wasserburg in Trakai
Marthablogging

Für jeden Besucher, der mehr als einen Tag in Litauen verbingt, ist Trakai ein absolutes"Must-see" oder auch Must-See, haha.
Ende des 14. Jahrhunderts errichteten die damaligen Großfürsten die Wasserburg, die vor Vilnius "Regierungssitz" der damaligen Großfürsten war.
Auf einer Insel in Sichtweite des Ortes Trakai war diese quasi uneinnehmbar und nebenbei sehr hübsch :)
Ebenfalls bekannt ist der Ort für die Siedlungen der Karäer (ein Turkvolk, das sich in Teilen Osteuropas niederließ, wie bspw. die Tartaren in Polen). Und natürlich die Spezialitäten der karäischen Küche wie Kibinai (mit Hack oder Kraut gefüllte Teigtaschen).
Wir verbrachten den Tag mit wandern, Wolken zählen und dem Genuss der Natur.
Da wir Trakai an einem Samstag besuchten, waren  relativ viele Touristen, aber auch Hochzeitsgesellschaften unterwegs. Wir sahen an den letzten beiden Tagen in Vilnius und Trakai sicher 10 (!!) Hochzeitsgesellschaften, da diesen beiden Orte wohl " en vogue" sind, um in Litauen zu heiraten. Krass, wie sehr alle Bräute hier glitzern und unter Schminke kaum mehr zu erkennen sind. Schön war, dass man sich mit der Gesellschaft während der Fotoshoots ins Gras setze und Sekt und Leckereien verspeiste.
Toll waren auch die Junggesellen und -innenabschiede. Wir sahen drei "Soon to be-Grooms" als Tiger, Bären und Fußballschiedsrichtertruppe. Letztere sabotierten ein Big-Band-Konzert, das auf einer Open-Air-Bühne am Rathaus von Vilnius stattfinden sollte. Die Jungs kamen mit ihren Pfeifen auf den Platz und "spielten" mit. Die Big Band stand jedoch kurzerhand auf, ging spielend von der Bühne und gesellten sich zu den Junggesellen hinzu. Das war ein Spaß!
Thorsten wäre wohl auch gern ein Schiedrichter im rosa Shirt gewesen, der Fußballlieder in Begleitung einer Big Band singen und dabei tanzen darf :)
Bei den Mädels war das immer eher eine Minirock-Highheels-Durch die Stadt stöckel-Show ;)
Wir beide sind schon gespannt, was wir nächstes Jahr anstellen müssen, was ein Spaß!!!

Abends zogen wir zu unseren Couchsurfing Hosts um, bei denen wir noch kalte Rote-Beete-Suppe (eine typische Spezialität in der Sommerküche Osteuropas) und litauischen Kirschwein zusammen mit einem weitern Couchsurfer aus Hong-Kong genossen.


Die Seen um Trakai - ein idyllisches Naherholungszentrum

Kibinai - eine Spezialität der hier eingessenen Karäer

Endlose Weiten

Wenigstens ein Bild aus nächster Nähe, wenn wir schon nicht drin waren...

 Beinahe Reiseführer-reifes Bild :)